„Wir ziehen zur Mutter der Gnade“

Mit diesem Lied machten sich sechs Fußwallfahrer um Mitternacht des 02. Juli 2023 auf den Weg vom Gnadenbild in Neunkirchen zum Gnadenbild auf dem Maria-Hilf-Berg in Amberg. Beide Bildnisse sind Nachbildung des bekannten Gnadenbildes von Lukas Cranach dem Älteren. Diese besondere Verbindung der beiden Orte ließ nach langer Pause wieder Neunkirchner Pilger gemeinsam den Weg nach Amberg finden.

Nachdem den Wallfahrern durch Pfarrer Thomas Kohlhepp der Pilgersegen gespendet wurde, führte sie dieser Weg zunächst über die Schulleite nach Weiherhammer. Am Bahnübergang nach Röthenbach trafen sich um 1:45 Uhr gut fünfundzwanzig Pilger, die ihren Weg in Mantel begonnen hatten. Von dort aus wurde dann, angeleitet von Pilgerführer Josef Gleißner, der gemeinsame Weg in Richtung Kohlberg fortgesetzt. So wurde aus den zwei Pilgergruppen eine gemeinsame Wallfahrt der Pfarreiengemeinschaft.

Dieses gemeinsame Auf-dem-Weg-Sein ist ein schönes Bild für die Kirche – so wurde es unterwegs auch mehrfach als Impuls vorgetragen. Die Kirche versteht sich seit jeher als pilgernde Kirche Gottes; in einem bekannten Kirchenlied heißt es hierzu in der fünften Strophe: „Sein wandernd Volk will leiten, der Herr in dieser Zeit“. Sich auf dem Weg zu befinden, hat dabei verschiedene Aspekte, die alle auf die Kirche, auf unsere Wallfahrt und auf jeden persönlich zutreffen. Ein jeder beginnt seinen Weg von einem unterschiedlichen Startpunkt, jeder ist individuell und hat doch einen Grund, sich auf den Weg zu machen. Das gemeinsame Ziel lässt dabei zu Gefährten auf dem Weg werden, auch wenn man diesen Weg noch nicht kennt. So erging es den beiden Pilgergruppen aus Mantel und Neunkirchen. So versteht sich auch die Kirche als eine, die noch nicht perfekt – das heißt vollendet – ist, aber es sein will und sich auf den Weg dahin macht. So ergeht es auch jeden einzelnen Pilger, der sich auf den Weg macht. Auch wenn man im eigenen Leben häufig den Weg nicht kennt, weil man sich an immer neuen Stationen und Punkten wiederfindet, so hat man im Glauben ein Ziel, nach dem man sich richten kann. Ein jeder einzelne trug somit wohl auch ein Stück weit seine eigenen Anliegen auf dem Weg nach Amberg mit und suchte so hier Klarheit zu finden. „Mit Kummer und Sorgen beladen, doch auch mit vertrauendem Sinn“ machten sich also die gut dreißig Pilger entlang des Eichelbaches von Kohlberg aus auf in Richtung der Staatsstraße in Richtung Hirschau – immer begleitet durch ein Auto der Feuerwehr. Passend hierzu las Josef Gleißner auf diesem Abschnitt des Weges las einige Texte zur Gewissenserforschung, die viele noch einmal ganz bewusst über das eigene Leben zum Nachdenken brachten.

Auf der Staatsstraße musste ein kurzes Stück bis nach Hirschau mit dem Wagen zurückgelegt werden. Nach einer kurzen Pause mit Tee und selbst mitgebrachter Brotzeit in Hirschau machten sich alle weiter auf den Weg nach Kricklhof. Hier wurden die Pilger kurz vor 5:00 Uhr von den Glocken der kleinen Kapelle begrüßt. Nach und nach trafen weitere Pilger aus beiden Pfarreien ein, die ihren Weg in Kricklhof beginnen wollten. Um Punkt halb sechs machten sich dann einundfünfzig Pilger weiter auf den Weg für die letzten knapp drei Stunden von Kricklhof nach Amberg. Nach der auf dem Weg gebeteten Laudes folgten Gedanken zu Maria, ein Kreuzweg und schließlich auf dem letzten Teilabschnitt der Fußwallfahrerrosenkranz, wobei auch das Singen von Marienliedern nie zu kurz kam. Angekommen an der Gnadenkapelle auf dem Maria-Hilf-Berg wurden allen Fußwallfahrern noch einige Gedanken mit auf ihren Weg gegeben. Natürlich überwog der Dank für eine Wallfahrt, bei der alle wohlbehalten an ihrem Ziel angekommen waren.

Um 8:30 Uhr besuchte die Pilgergruppe aus Neunkirchen und Mantel gemeinsam mit vielen anderen Wallfahrern dann die Wallfahrtsmesse der Bergkirche zum Patrozinium Mariä Heimsuchung, welche Pfarrer Thomas Kohlhepp als Konzelebrant feierte. Nach der geistigen Stärkung, war auf dem Bergfest anschließend auch für das leibliche Wohl der Pilger gesorgt und mit gut dreißig Kilometern Weg, die einen in den Knochen steckten, schmeckte die Maß Bier mit Bergbratwürsten und Kraut gleich noch einmal so gut.

Text: S.H.