Kirchenführer unserer Pfarrkirche St. Dionysius

Ein Blick auf die Geschichte der Pfarrei St. Dionysius

Im Jahr 2010 kann die Pfarrei St. Dionysius das 100-jährige Jubiläum ihrer neuen Pfarrkirche feiern. Seit dem hohen Mittelalter ist das Bestehen einer Pfarrei in Neunkirchen belegt, die aber noch älter sein dürfte. Nach der päpstlichen Incorporations-Bestätigung, die 1298 von Papst Bonifaz VIII. ausgestellt wurde, kam Neunkirchen mit seinem gesamten Zehent aus allen Einkünften zum Kloster Waldsassen. König Johann v. Böhmen bestätigte am 14. Febr. 1344 dem Kloster Waldsassen diese alten Privilegien und gab dem Kloster vier Tage darauf das Patronatsrecht in Neunkirchen und auf die Filiale in Weiden.

Im Jahre 1542 wurde durch Otto Heinrich, Pfalzgraf v. Neuburg, der auch Sulzbach besaß, der Protestantismus mit der Folge eingeführt, dass die katholischen Geistlichen, die an ihrem Glauben festhielten, verjagt und durch lutherische Prediger ersetzt wurden. Am 17. Juli 1628 gebot Herzog Wolfgang Wilhelm seinen Untertanen die Rückkehr zur röm.-kath. Kirche oder die Auswanderung. Mit dem Kölner Vergleich vom 22. Februar 1652 zwischen dem katholischen Philipp Wilhelm von Neuburg/Donau und dem reformierten Herzog Christian August von Sulzbach wurde das Simultaneum auch in der Herrschaft Sulzbach und somit auch in Neunkirchen eingeführt. Es wurde vereinbart, dass beide Konfessionen im Herzogtum Sulzbach Kirchen, Schulen und Spitäler simultan gebrauchen und verwalten sollten. Seit 1653 besteht neben der Pfarrei St. Dionysius auch eine evangelisch-lutherische Kirchengemeinde, deren Simultaneum ab dem Jahr 1663 seine Wirkung zeigte. Durch das Los erfolgte in Neunkirchen 1653 die Aufteilung der vorhandenen Gebäude. Der Pfarrhof (heute evangelisches Pfarrhaus) fiel den Katholiken zu, die Protestanten erhielten das Schulhaus, an dessen Stelle heute das evangelische Leichenhaus steht. Diese Regelung hatte dann für rund 250 Jahre Bestand.

Ab 1653 wirkten dann Jesuiten in Neunkirchen, von 1663 bis 1671 Kapuziner. Aus den Unterlagen der Pfarrei wird ersichtlich, dass der Kapuziner-Pater Kilian im August 1663 mit der Anlegung der Pfarrmatrikel begann, in der von 1671 bis heute 30 katholische Pfarrer in Neunkirchen namentlich belegt sind.

Aus der Baugeschichte der neuen Pfarrkirche

Nach der Beendigung des preußischen Kulturkampfes (1871 – 1887) wuchsen die Bestrebungen, die Simultaneen aufzulösen und eigenständige Pfarreien für Katholiken und Protestanten zu schaffen. Das führte zu zahlreichen neuen Kirchenbauten, auch in der Oberpfalz.

Über Pfarrer Johann Baptist Posset, der im Jahr 1893 die Pfarrei übernahm, schrieb sein Nachfolger Josef Mark: „Sein Hauptwerk, das ihm in der Geschichte der Pfarrei Neunkirchen ein dauerhaftes, dankbares Andenken sichert, ist die Lösung des Simultaneums und der Bau der neuen, schönen katholischen Kirche 1910/1911 sowie die Anlage des neuen kath. Friedhofs.“
Zunächst entsprach der Seelsorger dem schon lange dringlich geäußerten Wunsch der Katholiken von Mantel, die seit 1663 von Neunkirchen betreut wurden, nach einem eigenen Pfarrer und einer eigenen Kirche. 1898 wurde die Expositur Mantel errichtet und die Marktkirche St. Peter und Paul erbaut. Bereits ein Jahr später wird am 1. Oktober 1899 in Neunkirchen ein Kirchenbauverein gegründet. Eine erste Skizze für die geplante Kirche wird am 11. Juli 1903 durch den Münchener Architekten Johann Baptist Schott angeboten, nach dessen Plänen bereits 1899/1901 die neoromanische Stadtpfarrkirche St. Josef in Weiden errichtet worden war.

Es entstanden Pläne für ein neobarockes Gotteshaus, wie Schott es auch, wenn auch in anderen Dimensionen, für die St. Anna – Basilika in Altötting realisierte.

Nachdem das Bischöfliche Ordinariat 1904 die Zustimmung zum Bau einer neuen Kirche erteilt hatte, Pfarrer Posset und der Kirchenbauverein sich mit großer Energie um die Finanzierung des Vorhabens kümmerten, wurden die Verhandlungen über die Auflösung des Simultaneums geführt. Der Auflösungsvertrag wurde am 30. Mai 1909 von der katholischen und einen Tag später von der evangelischen Kirchenstiftung unterzeichnet. Mit Schreiben vom 12. Juli 1912, also drei Jahre später, genehmigte seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold des Königsreichs Bayern Verweser, die Auflösung des Simultaneums. Notariell wurde der Vertrag am 12. September 1912 abgesegnet.

Die Baugenehmigung durch das königliche Bezirksamt in Neustadt an der Waldnaab wurde am 19. April 1910 erteilt, der Baubeginn aber wegen Unsicherheiten der Finanzierung untersagt. Vier Tage nach der Beauftragung der Firma Lorenz Kubizek mit den Erd- und Mauerarbeiten am 12. Juni 1910 kam die Genehmigung zum Beginn und die Arbeit wurde unverzüglich aufgenommen. Ein erster Höhepunkt war die Grundsteinlegung am 24. Juli 1910. Inmitten der bereits zur Höhe von einigen Metern gediehenen Mauern wurde ein prächtiger Altar errichtet und Stadtpfarrer Max Söllner aus Weiden hielt die Festpredigt. Die Arbeiten an der neuen Kirche gingen zügig voran. Ende November 1910 wurde das Richtfest gefeiert, zu Weihnachten war der Rohbau eingedeckt und der Turm bis zur Kuppel hochgezogen. Während der Wintermonate ruhte die Arbeit. Nach Ostern 1911 wurde innerhalb von zwei Wochen die Kuppel auf den Turm gesetzt und das Kirchendach neu umgedeckt.

Der Umzug in die neue, wenn auch fast leere Kirche erfolgte am Sonntag, den 8. Oktober 1911, einen Tag vor dem Fest des Hl. Dionysius, des alten und neuen Kirchenpatrons. Superior Max Reger aus Straubing, früher Pfarrer von Rothenstadt, nahm mit Vollmacht des Ordinariats vom 12. September 1911 die Benediktion der Kirche vor und feierte in einem levitierten Hochamt die erste hl. Messe in der neuen Kirche. Die Reliquien für die Altäre wurden am 29. November 1911 von Weihbischof Joh. B. Hierl in Regensburg geweiht.

Mit der Anfertigung der Inneneinrichtung wurde die Firma Ignaz Dippel in Pressath beauftragt. Zum Weihnachtsfest wurde die Kommunionbank geliefert, die beiden Beichtstühle folgten zu Ostern 1912. Bis Juni 1912 waren die zwei Seitenaltäre aufgestellt.

Am 24. April 1912 beginnt Dippel mit den Arbeiten für den Hauptaltar, im August wird die Kanzel eingebaut und nachdem der Architekt Schott die Detailzeichnungen angefertigt hat, kann der Hochaltar Ende Februar 1913 fertiggestellt werden.

Die Kirchenbänke wurden am 5. Juli 1912 durch die Fa. Kellner aus Rothenstadt geliefert, die Kirchenstühle fertigte Schreinermeister Meier aus Latsch. Der Tabernakel kam im Oktober 1912.

Der 1899 gegründete Kirchenbauverein wurde am 1. Februar 1914 wieder aufgelöst.

Die Konsekration, also die eigentliche Weihe der Kirche, erfolgte wegen des Ersten Weltkrieges und der nachfolgenden politischen Verhältnisse erst am 1. Mai 1932 durch den Regensburger Bischof Dr. Michael Buchberger.

Renovierungen in den sechziger Jahren, 1984 und bis 1990

Das Zweite Vatikanische Konzil leitete eine Erneuerung des gesamten Gottesdienstes der Kirche ein. So spricht das Vatikanum II von der „tätigen Teilnahme aller Getauften (und Gefirmten)“ am Gottesdienst. Liturgie ist also Sache aller Getauften.

Auch der liturgische Raum und seine Ausstattung waren von der Erneuerung mitbetroffen. Man hat in den folgenden Jahren der Durchführung der Liturgiereform die gottesdienstlichen Räume den Erfordernissen einer auf tätige Teilnahme angelegten Liturgie anzupassen versucht.

Die Kirche Jesu ist ein „geistiges Haus“, aufgebaut aus lebendigen Steinen (1 Petr 2,5). Von alters her haben Kirchenräume diese Wirklichkeit zum Ausdruck gebracht. Sie dienten der Gemeinschaft der Kinder Gottes als Raum zur Entfaltung, zur Begegnung mit Christus, zur Begegnung miteinander. Damit kommt ihnen die Aufgabe zu, „heiligem Spiel“ (Romano Guardini) in Gott Raum zu geben: Raum, der immer wieder neu und anders interpretiert, gefüllt, mit Leben erfüllt werden will. Gott wohnt in seiner Gemeinde, die als lebendiger Bau durch den „Schlussstein“ Christus im Heiligen Geist zusammengehalten wird (Eph 2, 11-22).

Auch unsere Pfarrkirche hat sich dieser Erneuerung gestellt. Im Jahre 1965 wurden die Kinderbänke aus dem Presbyterium entfernt. Nach dem Verkauf des alten Schulhauses durch die Kirchenstiftung wurde der Erlös für die Kirchenrenovierung verwendet, die im Jahre 1968 durchgeführt wurde.

Während außen nur die schadhaften Stellen der Kirchenwände und des Turmes ausgebessert und die Außenbeleuchtung installiert wurden, unterzog man den kompletten Innenraum einer gründlichen Renovierung. Im Zuge der Liturgiereform wurden die Kanzel und die Kommunionbank entfernt, der Platz für den neuen – vorerst provisorischen – Volksaltar angehoben. Eine Kirchenheizung wurde eingebaut. Die Kirchenuhr wurde mit neuen Zifferblättern versehen und von der Fa. Rauscher (Regensburg) elektrifiziert. Durch den Kirchenmaler Weber aus Amberg wurden alle Altäre neu marmoriert und vergoldet. Zudem fertigte dieser auch die Deckengemälde und tünchte den Innenraum der Kirche. Neben Elektro- und Schreinerarbeiten und einer neuen Lautsprecher- und Blitzschutzanlage wurden auch die Kirchenfenster neu eingesetzt. Volksaltar und Ambo wurden vorerst als Provisorium aufgestellt. Das Kreuz mit der Schmerzensmutter und einige Statuen erhielten einen neuen Platz in der Kirche bis zum heutigen Tage.

1970 wurde der Bogen über dem alten Friedhofstor abgerissen, um die Einfahrt u.a. für den Bestatter zu erleichtern. Der komplette Kirchenvorplatz und die Zugänge zu den Seiteneingängen und Sakristei wurden neu gestaltet. Die künstlerische Neugestaltung des Hauptportals wurde von Max Fischer / Neustadt/WN durchgeführt.

Im Oktober 1982 wurde abermals eine Außenrenovierung der Pfarrkirche (Drainage um die Kirche, Kirchturm, Kirchendach, Dachstuhl ausbessern) beschlossen, die zu Beginn des Jahres 1983 in Angriff genommen wurde. Es folgten die Beleuchtung des Kirchturms und des vorderen Kirchendaches mit vier Strahlern und die Außenbeleuchtung. Nach diesen Maßnahmen machte man sich im Jahre 1984 an die Innenrenovierung der Pfarrkirche: Der Innenraum wurde getüncht, die Altäre, Statuen und Deckengemälde wurden gereinigt und ein neuer Fußboden wurde im Bereich der Kirchenstühle eingebracht. Die Kirchenstühle wurden neu eingelassen und 1989 mit gepolsterten Sitzauflagen versehen. Die Fa. Strässer, Stuttgart, installierte eine neue Lautsprecheranlage, die Fa. Brandner & Haber, Regensburg, reinigte und renovierte 1990 das Marienbild über dem Hochltar.

Rundgang durch die Kirche

Betritt man das Gotteshaus durch den Haupteingang auf der Südseite, fällt der Blick auf eine einschiffige Hallenkirche und die Altäre in der Apsis im Norden. Den Mittelpunkt des Altarraumes bildet der Volksaltar, ein Werk des Nabburger Bildhauers Paul Schinner, der seit 1985 das hölzerne Provisorium ersetzt, das nach der Renovierung im Jahr 1968 aufgestellt wurde. Im Altarstein sind Reliquien des Diözesanpatrons St. Wolfgang und der frühchristlichen Märtyrerin Jucundina eingelassen. Die Konsekration erfolgte am 15. Dezember 1985 durch Diözesanbischof Manfred Müller.

Ergänzt wird die Ausstattung des Altarraumes durch den Ambo (1986) und die Sediliengruppe, die ebenfalls von Paul Schinner geschaffen wurden.

Die drei farbigen Glasfenster in der Apsis stellen Szenen aus dem Leben und aus Legenden des Kirchenpatrons Dionysius dar, der auf dem rechten Fenster zusammen mit seinen Gefährten Rusticus und Eleutherius gezeigt wird. Die Entwürfe stammen von Helmut Münch, gefertigt und eingebaut wurden die Fenster durch die Fa. Schwarzmayr, Regensburg.

Der Hochaltar wurde 1912 nach Entwürfen von Johann Baptist Schott von Schreinermeister Ignaz Dippel gefertigt. In seinem Zentrum über dem Tabernakel dominiert eine Figur des Kirchenpatrons St. Dionysius. Zu seiner Linken findet sich mit einer Leiter in der Hand der Bistumspatron St. Emmeram und zur Rechten ist am Attribut der Kirche St. Wolfgang als Diözesanpatron zu erkennen.

Gekrönt wird der Hochaltar durch das Marienbild aus der alten Pfarrkirche. Es handelt sich dabei um eine Kopie des Mariahilf-Bildes von Lukas Cranach dem Älteren aus dem Jahr 1671. Das Original befindet sich im Innsbrucker Dom.

Die beiden Engel mit dem Familienbild im Rokokorahmen über dem Eingang zur Sakristei dürften ebenfalls aus der alten Kirchen stammen.

Weiter finden sich im Presbyterium links über dem Chorgestühl die Figuren der Heiligen Florian und Sebastian sowie drei kleinere Figuren, die die Hl. Barbara und die Hl. Katharina darstellen. Sie rahmen eine Christus-Figur an der Geißelsäule ein.

Der Erbauer der Kirche, Pfarrer Johann Baptist Posset, ruht in einer Gruft vor dem linken Chorgestühl.

Blickt man im Kirchenraum nach oben, erkennt man , dass die Ausmalungen im Hauptschiff der Gottesmutter gewidmet sind. Im Zentrum befindet sich die Krönung Mariens im Himmel. Die Vignetten an den Seiten zeigen Motive, die der Lauretanischen Litanei entnommen sind. Maria wird dort u. a. als geheimnisvolle Rose angerufen, als Pforte des Himmels, als Königin der Bekenner, deren Attribute, die (Palm-) Zweige, als Symbol für das Martyrium und den Sieg über den Tod als himmlischer Lohn gesehen werden, und als Königin der Jungfrauen, deren Symbol die Lilie ist.

Unsere Kirche ist Sinnbild:

Die eigentliche Kirche aus lebendigen Steinen sind wir – alle Getauften und Gefirmten. Das Jubiläumsjahr „100 Jahre Pfarrkirche St. Dionysius Neunkirchen“ (2010-2011) ist uns hierbei Auftrag und Anlass, dass wir uns alle als lebendige Bausteine einfügen in den Leib Christ, die Kirche. Jeder hat seinen Platz, an dem er gebraucht wird. Nur alle zusammen sind wir Kirche! Pfarrgemeinde ist also nie abgeschlossen, sondern muss sich ständig weiterentwickeln. „Die Liebe Christi drängt uns“, schreibt der hl. Paulus einmal (2 Kor 5,15). Das müsste das Erkennungszeichen aller sein, die mit ihrer Taufe und ihrer Firmung ernst machen. Wer offene Augen hat, wird erkennen, wo er seinen Baustein in das Ganze einfügen kann. Wir sind Gott dankbar für das, was in den verflossenen 100 Jahren mit seiner Hilfe in unserer Pfarrei an Gutem geschaffen wurde und worauf wir heute dankbar zurückschauen können.

Deshalb bedeutet uns die Kirche so viel, weil wir uns als „Volk Gottes auf dem Weg“ immer wieder eingeladen wissen in das Haus Gottes,
– um in Stille zu verweilen, zu schauen und zu staunen,
– um wie in einer Arche Schutz zu finden,
– um wie in einer Oase auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen,
– um niederzuknien, anzubeten und zu danken,
– um geistliche Heimat und Geborgenheit in Gott und in der Gemeinschaft untereinander zu erfahren.

Deshalb bedeutet uns unsere Kirche sehr viel. Unsere Kirche ist kein Museum, das Sie besichtigen, sondern heiliger Ort, an dem wir uns mit Ehrfurcht bewegen. Unsere Kirche zeigt uns, dass der Himmel offen ist wenn wir uns in ihr zum Lobpreis und zur Danksagung versammeln. Der Dichter Reinhold Schneider hat es auf den Punkt gebracht: „Eine Kirche versteht nur, wer in ihr niederkniet“.

Nehmen Sie sich Zeit zur Stille, zum Nachdenken, zum Beten, zur gemeinsamen Feier der Sakramente. Spüren Sie die Nähe Gottes! Christus, unser Herr, ist gegenwärtig. Gottes Segen begleite Sie in unserer Kirche und in Ihrem persönlichen Leben!