1923 – 1960 | Die Glocken erzählen

Die Glocken erzählen:
Da die Glocken laut den Ablösebedingungen in der alten Kirche blieben, suchte Pfr. Posset Stifter für die neuen Kirchenglocken. Es gelang ihm sehr schnell. Anfang 1910 hatten sich Wohltäter für die 4 Glocken gefunden. Der Zuschlag wurde der Glockengießerei Hahn in Landshut mit einem Kostenaufwand von 10.526 Mark – einschließlich eisernem Glockenstuhl und sämtlichen Zubehör – erteilt. Je Zentner 120 Mark und für Montage und kleinere Sachen 1.800 Mark; Liefertermin August 1911.
Sie wurden bereits im Juli 1911 von H. H. Weihbischof Joh. B. Hierl in Regensburg geweiht, anschließend nach Neunkirchen gebracht und aufgezogen.
1. Glocke: Ton C – 40 Ztr. – Durchmesser 150 cm – Umfang 4,5 Meter. Relief: hl. Familie von Nazareth – Inschrift: Gestiftet von den Geschw. Fenzl, Frauenricht
2. Glocke: Ton E -18 Ztr. – Durchmesser 117 cm – Umfang: 3,56 Meter, Relief: St Dionysius und St. Wolfgang – Inschrift: Gestiftet von mehreren Wohltätern in und außer der Pfarrei.
3. Glocke: Ton G – 9 Ztr. – Umfang 3 Meter – Relief: St Laurentius und St. Anna – Inschrift: Gestiftet von den Geschw. Hagler, Meierhof.
4. Glocke: Ton A – 7 Ztr. – Umfang 2,40 Meter – Relief hl. Johannes der Täufer und St Michael – Inschrift: Gestiftet von den Familien Ziegler und Eckert, Rupprechtsreuth.
Für die 4 Glocken wurden 10.518 Mark am 14.12.1911 bezahlt.
Lt. Gesetz vom 01.03.1917 wurden alle Bronzeglocken (wegen des 1. Weltkrieges) beschlagnahmt und deren Ablieferung bis Juli/August 1917 verordnet. Nur die kleine Glocke sollte auf dem Turm bleiben dürfen. Bei der Abnahme dürfen die Glocken lt. Anordnung auch zerschlagen werden. Aufgrund eines Gutachtens der Akademie der Tonkunst München wurde, wegen ihres musikalischen Wertes, von einer Ablieferung der Glocken vorerst abgesehen. Am 28.08.1918 erfolgte neuerdings eine Enteignungsanordnung für die Glocken 1, 3 und 4. Zur Herabnahme kam es wegen des baldigen Kriegsendes Gott sei Dank nicht mehr. Das hätte wahrscheinlich Pfr. Posset nicht überlebt. Er war bereits krank und hatte seit 1915 einen Kooperator.
Im 2. Weltkrieg ereilte die Glocken ihr Schicksal. Bis auf die kleinste wurden sie am 22.04.43 abgenommen. Im Juli 1947 (nach dem Krieg) kam die 2. Glocke wieder zurück.
Die 3. Glocke wurde 1949 von mehreren Wohltätern der Pfarrei gestiftet und nachdem etliches Material zusammengebettelt war, von der Glockengießerei Hahn in Landshut gegossen:
Ton G – 538 kg – Durchmesser 98 cm Relief: vorne Maria mit dem Kind, rückwarts der hl. Josef – zum Preis von 1.422,60 DM am 15.11.49 geliefert.

Die 1. große Glocke wurde 1958 von dem Ehepaar Joh. B. Plößner und seiner Gattin Anna, Frauenricht, gestiftete und von der Firma Perner, Passau gegossen. Ton C – 2350 kg – Durchmesser 152 cm; Relief: Mutter Anna – Inschrift: Ich klinge zu St. Anna Ehr und Lob, die Gott zur Mutter Mariens erhob.
Sie kostete etwas über 14.000 DM.

Die 4 Glocken klingen heute nach den Tönen: H-Dis-Fis-Gis.

Rudolf Perner wünscht Pfr. Joh. Bauer, die neue Glocke möge der Gemeinde stets Freudiges und den Frieden künden. (7.8.1958)

Orgel: Die Firma Binder & Sohn – Inhaber Willibald Siemann – machte am 21.03.1911 ein Angebot für eine neue Orgel zum Preis von 5.275 Mark – pro 13 klingenden Stimmen a 400 Mark und eine ambinierte Stimme zu 75 Mark. Im Angebot vom 18.12.1912 wurden 410 Mark nachgelassen, sodaß sich – einschließlich Bahntransportkosten – ein Preis von 4.865 Mark ergab (ohne Gehäuse, das von der Schreinerei Dippel, Pressath, angefertigt wurde). Den Transport vom Bahnhof Weiden nach Neunkirchen mußte die Kirchenstiftung übernehmen. Der Vertrag wurde am 07.02.1913 geschlossen.
Die Orgel sollte an Pfingsten 1913 spielbar in der Kirche aufgebaut sein, war aber bereits am Fest Christi Himmelfahrt einsatzfertig. Die Anzahlung wurde am 29.04.1913 mit 1.000 Mark und am 05.07.1913 mit 3.365 Mark geleistet: die Restzahlung mit 537,50 Mark erfolgte am 30.11.1914.
Im Gutachten, ausgestellt von Josef Renner, Domorganist in Regensburg, vom 10.05.1913 heißt es u. a. …“der Gesamtklang der Orgel, das sog. volle Werk, erfreut sich durch mayestätische Kraft, markige Fülle und echt kirchlichem Toncharakter. Das gut belederte Gebläse liefert gleichmäßigen und reichlichen Wind.“
Turmuhr: Die Turmuhrenfabrik Ed. Strobl, Regensburg, machte am 04.03.1915 einen Kostenvoranschlag in Höhe von 2.650 Mark. Der Vertrag wurde am gleichen Tag unterzeichnet. Der Betrag hat sich dann aber doch auf 3.710 Mark erhöht. Verursacht durch den Krieg, fehlte das Metall, sodaß die Schulkinder zur Metall-Sammlung aufgerufen wurden. Nach zwei Gesuchen an das General-Kommando des kgl. Armeekorps in Nürnberg am 10.08.1915 und am 31.01.1916 wurde am 10. Mai 1916 nach vielen Bemühungen ein kleines Quantum Metall vom Kriegsministerium in Berlin freigegeben.
Die Firma Strobl schreibt: Seit dem 24.05.1916 befindet sich die Uhr in Arbeit. Am 04.04.1918 mahnt Pfr. Posset und die Kirchenverwaltung nochmals eindringlich die Einhaltung des Vertrages von 1915 an. Antwort der Fabrik vom 2. Mai 1918: Alles sei teurer geworden, aber trotzdem werde die Uhr im Juli 1918 aufgestellt: „Hochwürden dürfen versichert sein, daß ich froh bin, wenn der Stein des Anstoßes (Fabrikation der Uhr) wieder aus meiner Fabrik entfernt werden kann. Ich bitte sie, diese Mitteilung persönlich und diskret zu behandeln und diesen Privatbrief sofort zu vernichten“, so Herr Strobl.
Licht: Die Naabwerke für Licht- und Kraftversorgung machten am 10.01.1919 für eine provisorische Beleuchtung in der Kirche ein Angebot mit 700 Mark. Das Angebot wurde angenommen, wobei die Mauerer-, Zimmerer-, Schlosser-, Schreiner- und sonstigen Nebenarbeiten, desgleichen eventuell benötigte Gerüste, Leitern, sowie Baustoffe von der Kirchenstiftung zu stellen waren.

Umpfarrungen bzw. Ausspfarrungen:
1898 erfolgte unter Pfr. Posset die schon langersehnte und geforderte Errichtung der Expositur Mantel. Ein Jahr später wurde die Marktkirche St. Peter und Paul erbaut und bezogen, das Simultaneum aufgelöst. In der Sitzung der evang. Kirchenverwaltung Mantel am 24.07.1898 wurde beschlossen, daß die Simultan-Kirche bis zum 1. Oktober 1899 von den Katholiken geräumt sein muß. Als Ablösebetrag wurden 2.000 Mark vereinbart. In der evang. Kirchgemeindeversammlung am 27.03.1899, bei der 54 von 76 stimmberechtigten Gemeindemitgliedern anwesend waren, wurde dem Auflösevertrag zugestimmt. Am 19.11.1899 ist die Kirche bereits im alleinigen Besitz der Protestanten.
In der neuen Kirche zu Mantel wurde am 15.02.1903 durch H. H. Guardian vom Kloster Pfreimd der neue Kreuzweg errichtet und geweiht. Taufen, Beerdigungen und Trauungen wurden auch weiterhin in Neunkirchen in die Kirchenbücher eingetragen.
Als das Staatsministerium am 01.02.1922 die Errichtung der Pfarrei Mantel in Aussicht stellte, kam am 01.01.1923 der Antrag zur Auspfarrung des Bahnhofs Weiherhammer aus der Pfarrei Neunkirchen und die Einpfarrung in die neuerrichtete Pfarrei Mantel. Es handelte sich um das Gebiet südlich des Röthenbaches (Bahnhof mit 3 Wohngebäuden sowie einem Forsthaus), das der Filiale Etzenricht zugeteilt war. Der Umpfarrung wurde zugestimmt.
Mit dem gleichen Datum wurde auch die Einöde Rupprechtsreuther Mühle und der Bahnhof Parkstein-Hütten mit Forsthaus nach Mantel eingepfarrt. Die Grenze zwischen Neunkirchen und Mantel bildet nun das Waldsträßchen Mantel-Parkstein über Rupprechtsreuther Mühle.
Der ganze Lintach – soweit er nicht Manteler Privatwald ist – gehört in das Pfarrgebiet Neunkirchen.

Am 17. Januar 1923 stirbt Pfarrer und Kammerer Joh. Baptist Posset nach einem fast 30-jährigen segenreichen Wirken im Alter von knapp 65 Jahren (geb. 14.04.1858) und wird in ’seiner Kirche‘ beigesetzt.

Sein Nachfolger, Pfarrer Josef Mark, zuletzt Stadtpfarrer von Arzberg, wurde am 06.04.1923 zum Pfarrer von Neunkirchen, ernannt. Er trat seinen neuen Wirkungskeis am 16. Mai 1923 an. Pfr. Mark wurde am 17.02.1879 in Geißenreuth, Pfarrei Beidl, geboren und am 24.05.1903 zum Priester geweiht.

Sein Nachfolger, Pfarrer Josef Mark, zuletzt Stadtpfarrer von Arzberg, wurde am 06.04.1923 zum Pfarrer von Neunkirchen, ernannt. Er trat seinen neuen Wirkungskeis am 16. Mai 1923 an. Pfr. Mark wurde am 17.02.1879 in Geißenreuth, Pfarrei Beidl, geboren und am 24.05.1903 zum Priester geweiht.

Auspfarrung Konradshöhe und Fichtenbühl:
Nachdem die Kolonie Konradshöhe, Fichtenbühl und die Ortschaft Ermersricht am 1. Januar 1914 in die Stadt Weiden eingemeindet wurden, beantragten die Katholiken dieser Ortsteile im August 1918 in einem Schreiben an das Bezirksamt Neustadt und an das Pfarramt Neunkirchen die Umpfarrung nach Weiden Herz Jesu. Dabei handelte es sich um 7 Hs-Nr. von der Konradshöhe mit insgesamt 25 Familien und einer Hs-Nr. vom Fichtenbühl. In einem Schreiben vom 18.05.1922 haben sich die Bewohner bereiterklärt als Ablösesumme 2.000 Mark aufzubringen. Nach langem hin und her wurde mit Schreiben der Regierung der Oberpfalz vom 10. August 1923 die Umpfarrung der Arbeiterkolonie Konradshöhe und Fichtenbühl im Einverständnis mit dem Bischöflichen Ordinariat Regensburg genehmigt.
Etzenricht: Die Bemühungen der kath. Bevölkerung von Etzenricht, eine Umpfarrung nach Rothenstadt zu erreichen, gehen bis in das Jahr 1811 zurück und führten im Dezember 1924 zum Erfolg, als das Bischöfliche Ordinariat Regensburg die Umpfarrung mit dem Ablösebetrag von 1.000 RM genehmigte; wobei heute noch 300 RM offenstehen.
Äußere Frauenrichter Straße und Ermersricht: Am 1. Februar 1928 wurde die äußere Frauenrichter Straße (heute ab Am Alten Dorf und Wallensteinstraße) der Stadtgemeinde Weiden einverleibt. Die Nähe der Herz-Jesu-Kirche spielte dabei eine bedeutende Rolle für die Umpfarrung. Aber auch da ging es um die Ablösesumme. Zum Schluß wurde ein Betrag von 201 RM überwiesen. Nachdem die Diözese zugesagt hatte, die Differenzsumme in Jahresraten zu dreimal 500 RM zu übernehmen, genehmigte das Bischöfliche Ordinariat mit Schreiben vom 10.12.1929 die Umpfarrung der Stadtteile „Frauenrichter Straße und Ermersricht“ nach Weiden Herz Jesu.
Die Auspfarrung von Meierhof nach Rothenstadt – am 11.08.1946 beantragt und von der Kirchenverwaltung abgelehnt- erfolgte 1954.
Anfang der siebziger Jahre wurden stillschweigend die Häuser am Mühlweg und am Ende der Frauenrichter Straße von der Pfarrei Herz Jesu übernommen; ebenso gingen die Katholiken im ehemaligen Neu-Latsch – heute am Ende der Pressather Straße in Weiden-West – in die Pfarrei Maria-Waldrast ein.

Wenn es auch für die uralte Pfarrei nicht leicht war, all die Orte und Einöden in die benachbarten Pfarreien zu entlassen und die einst so große und ausgedehnte Pfarrei Ende der 50er Jahre unter die 600 Seelen-Zahl sank, so zeigt der heutige Stand von ca. 2000 Katholiken in der Pfarrei, daß der Kirchenbau, vor fast 100 Jahren in Angriff genommen und für ein großes Einzugsgebiet in weiser Vorausschau geplant, den heutigen kirchlichen und pfarrlichen Verhältnissen sehr gut entspricht. Die auf dem höchsten Punkt von Neunkirchen stehende Kirche bildet heute nicht nur den Mittelpunkt von Neu-Neunkirchen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes auch die Mitte der Pfarrei.

Dasselbe gilt auch für den Friedhof, für dessen Erweiterung, dank dem Entgegenkommen des Ehepaares Nöttl, rechtzeitig gesorgt werden konnte.
1931 wurde die Kirche durch die Firma Gg. Vogel, Regensburg, einer besonderen Reinigung unterzogen, sodaß sie bei der Kirchenkonsekration durch Bischof Michael Buchberger, Regensburg, am 1. Mai 1932 in neuem Glanz erstrahlte.

Pfarrer Josef Mark, der am 24. Mai 1943 sein 40-jähriges Priesterjubilaum feiern konnte, starb am 13. April 1946 im Alter von 67 Jahren und fand im Grab an der Kirchenmauer seine letzte Ruhestatte. Er war 23 Jahre Pfarrer in Neunkirchen.

Sein Nachfolger wurde am 25. Juni 1946 Pfarrer Joh. B. Bauer, geb. am 16.12.1894 in Kirchenpingarten, zum Priester geweiht am 19.03.1922. Unter ihm wurden die restlichen Glocken beschafft, die während des 2. Weltkrieges abgenommen wurden. 1950 besserte die Firma Strehle, Weiden, den Turm aus.

Pfr. Bauer ließ das 2. Friedhoftor (zum Anwesen Kiener, heute Pfarrhaus) zumauern. Im Mai 1954 plante und erbaute Josef Kiener das Leichenhaus. Ein Leichenwagen wurde angeschafft.

1955 wird ein Teil des Kirchendaches umgedeckt (im Winter gab es durch die Stürme immer viel Schnee im Innern des Kirchendaches und bei der Schneeschmelze wurde die Kirchendecke feucht). Das elektrische Läutwerk für die 3 Glocken wird 1956 installiert. Am 1. Oktober 1960 ging Pfr. Joh. Bap. Bauer als Kommorant nach Beidl. Er starb am 21.12.1969 und fand seine letzte Ruhestatte in Beidl.

Pfr. Bauer, 1962

Zusammengestellt von BGR Paul Wutz
in Zusammenarbeit mit Dorothea Deubzer